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Vor 50 Jahren: Jahrhunderthochwasser in Hilfarth 1965

Am Sonntagabend, 10. Januar 1965 gegen 21:20 Uhr schrillten die Sirenen. Es gab Hochwasseralarm.

Es hatte mehrere Tage geregnet die Rurtalsperren hatten ihre Schleusen geöffnet und das Schmelzwasser kam aus der Eifel.
Doch das war für die Einwohner des Ortes Hilfarth nicht ungewöhnlich, da man im Frühjahr und Herbst immer damit rechnen musste, dass Wasser aus Richtung Brachelen durch den "Bohnenkampgraben" in Hilfarth "De Moll" in Richtung Rur (Kaphofstraße) "Steenerne Bröck" floß. Die einzige Ausnahme war die neue Landstraße, die L 364 die durch den Ort geplant, gebaut und in Betrieb genommen war.

Die alteingesessenen Bürger von Hilfarth hatten vor dem Neubau der Straße gewarnt und protestiert, unter anderem Wilhelm Rick von der Braunstraße, damals Gemeinderatsmitglied. Er hatte in der Sitzung vom 14. März 1964 dies zu bedenken gegeben und für einen Aufschub oder eine Verzögerung der Bauausführung gestimmt, da die Straße nur mit dem alten Durchlass, aber um einige Meter höher und mit einer leichten Kurvenüberhöhung gebaut werden sollte. Einige Bewohner von Hilfarth hatten eine Brücke (an der ev. Kirche und dem Spielplatz) mit genügend Durchlass gefordert. Die hätte aber nach damaliger Kalkulation 500 TDM mehr gekostet. Die Straße in Hilfarth wurde aber trotz aller Warnungen gebaut. Einer der Bauleute meinte sogar zu den aufmüpfigen Bewohnern: "Wir leiten ihre Rur durch einen Strohhalm wenn das nötig ist!"

Die Folgen waren erheblich. Da der Durchlass viel zu eng war kam es nicht nur zu einem Wasserstau, sondern das Wasser floss über die Straße auf die andere Seite des Ortes. Gelangte damit auch in die Kanalisation, die im Ort fontänenartig die Gullydeckel hoch schießen lies. Dadurch wurde der an sich geschützte Ort im Bereich des Lachendes, der Braunstraße, der Wannmacher- und Ingelmannstraße, der Nohlmann-, Brück-, Marienstraße, Rurstraße (heute Leonhardstraße), Kaphofstraße und der Breite Straße völlig überflutet. Die betroffenen Bürger führten Prozesse und es wurden Entschädigungszahlungen geleistet.

Noch am Sonntagabend versuchten einige Gemeindearbeiter mit Baggern den Durchlass frei zu halten, um die schlimmsten Schäden zu verhindern, doch das Wasser kam viel zu stark.

Bereits in der Nacht zum 11. Januar 1965 wurde die neue Straße aufgebaggert, damit das Wasser schneller abfließen konnte.

Am 4. Februar 1965 wurde dann beschlossen, die Straße wieder auf das ursprüngliche Niveau tiefer zu legen.

Mit diesem Provisorium lebt der Ort nun seit 50 Jahren. Es ist vielleicht gut so, denn mit der begonnen "Deregulierung der Rur" zwischen Linnich und Körrenzig werden in Zukunft solche Situationen voraussichtlich vermieden.